MARIE
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In direkter Nachbarschaft zum Französischem Viertel in Tübingen plant die junge Genossenschaft Neustart: solidarisch leben + wohnen eG neuen Wohnraum für 350 Menschen. Als Teil der IBA Stuttgart sollen neue Wege gefunden werden, nachhaltig und solidarisch miteinander zu leben. Der Architekturwettbewerb für die drei geplanten Baukörper sucht kreative Ideen für ressourcenschonendes Teilen, soll Reduktionspotentiale und Synergien aufzeigen und in eine räumliche Gestalt übersetzen.
Wir schlagen drei unterschiedliche Baukörper vor, die sich um den zentralen städtischen Platz gruppieren. Die außenliegende Erschließung, per Shortcut direkt mit dem Zentrum verbunden, fasst die farblich differenzierten Volumen über den gemeinschaftlichen Freiraum zusammen. Der nachbarschaftliche Raum im Zentrum stuft sich über die genossenschaftlichen Höfe und Laubengänge hin zu den privaten Wohnräumen ab, die mit ruhigen, nach außen hin orientierten Schlafräumen ausgestattet sind.
Um die Wohnfläche pro Kopf entsprechend auf weniger als 30m² zu reduzieren, werden dort, wo es konzeptionell sinnvoll und praktikabel erscheint, private Nutzungen gemeinschaftlich übersetzt. Private Waschmaschinen, Lagerflächen und Kleiderschränke können dank der qualitätvollen Erdgeschossflächen der Genossenschaft aus der eigenen Wohnung ausgespart werden. Verleih-Station, Second-Hand-Lager und Waschküchen an der Cafeteria schaffen die Möglichkeit für gegenseitige Unterstützung, gemeinschaftlichen Mehrwert und alltägliche Begegnungen. Direkt am Platz angeordnet, fordern diese Orte die Aneignung und Austausch zwischen den Bewohner*innen, bieten aber auch Anknüpfungspunkte für die erweiterte Nachbarschaft. Oberlichter holen Licht-und Blickbeziehungen in die Tiefe der flexiblen Erdgeschossflächen, Galerien zu den Hochparterre-Wohnungen laden die Fläche zusätzlich mit möglichen Nutzungsoptionen auf. So entstehen räumlich spannende, spezifische Potenzialflächen, die auf sich wandelnde Bedürfnisse der Genossenschaft reagieren können.
Gestalterisch bilden wir drei miteinander verwandte Gebäudecharaktere aus. Diese reagieren jeweils auf die spezifische Orientierung entsprechend Himmelsrichtung, Straßen- und Hofbezug, folgen aber einem gemeinsamen Material- & Raumkonzept. Die nach außen hin gewellte Metallfassade trägt je Baukörper verschiedene Farbakzente in blau, grün und gelb. Kontaktflächen im Erdgeschoss treten Nutzer*innen mit haptischer Holzfassade entgegen. Zu den Bewegungs-und Begegnungsflächen an den platzseitigen Gebäudeinnenseiten hin wird die Metallfassade glatt. An den Wohnungseingangssituationen stülpt sie sich ein, um eine geteilte Vorzone für zwei Wohneinheiten zu öffnen.