MAN
SchließenDie Mannheimer Quadrate sind eine markante Blockrandstruktur mit großer Aufenthaltsqualität und hohem Wiedererkennungswert.
Wir möchten die Prägnanz dieser Struktur mit unserem Wettbewerbsbeitrag fortführen. Zudem wollen wir den künftigen Bewohner:innen eine urbane Adresse, zeitgenössichen Wohnraum und nachbarschaftsstiftende Außenräume bieten.
Die Mannheimer Quadrate setzen sich jeweils aus mehreren Häusern auf einzelnen Parzellen zusammen. Wir gliedern die neuen Gebäude mittels Rücksprüngen in Fassade und Dach sowie mit Durchgängen für Fußgänger, Radfahrer und Anlieferung, notfalls auch die Feuerwehr. So lehnen wir uns an die historische Kleinteiligkeit an, erhöhen jedoch Flächeneffizienz und Wohnqualität, verbessern das A/V Verhältnis.
Wir schlagen -anders als im Bestand vorherrschend- Flachdächer vor und nutzen diese für Retentionsdächer, Dachterrassen und Photovoltaik. Kombiniert mit partieller Fassadenbegrünung wird so das urbane Mikroklima [vorherrschend steinerne Umgebung] erheblich verbessert.
Als urbane Adresse bezeichnen wir multifunktionale, einladende Häuser. Sowohl der Eingang zur Kindertagesstätte im Zentrum des Neubaus als auch die Durchgänge in den Hof sind offen und transparent, gewähren Ein- und Durchblick. Alle Räume und Nutzungen im EG sind auf die Entstehung einer transparenten, urbanen Situation hin ausgelegt: Ein- und Durchgänge, einsehbare Foyers, Arbeitsräume der KiTa, ein Gemeinschaftsbüro und last but not least die PKW-Stellplätze.
In den Durchgängen und -fahrten sehen wir Tore [Stahl- & Holzkonstruktion] als notwendige Zugangsbeschränkungen vor, um den Hof klar als privaten Außenraum und KiTa-Außenbereich zu definieren.
Die Kita liegt direkt am Spielplatz, verbindet zwischen Straßenraum und geschütztem Innenhof. In dieser Position stärkt die KiTa den öffentlichen Raum als identitätsstiftende Adresse.
Der Hof selbst ist zugunsten von Mikroklima und Versickerungsmöglichkeit großzügig begrünt, die befestigte Feuerwehrdurchfahrt fungiert gleichzeitig als Rennbahn für die Kinder. Im Süden des Blocks ständern wir die Bebauung auf und schaffen so Platz für zehn überdachte PKW-Stellplätze. So halten wir den Hof frei zugunsten von mehr Grün und Freiraum für die Nachbarschaft und Stadtklima. Vom Hof profitieren jetzige wie künftige Bewohner:innen.
Wir setzen die Durchgänge und Fugen bewusst ein, um die Ventilation des Hofes in den heißen Sommermonaten zu verbessern.
Die Treppenhäuser liegen an der Blockaußenseite. Dadurch können wir alle Wohnungen zum Hof hin orientieren und von dort im Brandfall gesichert anleitern, ohne den städtischen Raum einzuschränken. An den Durchgängen liegen großzügige Foyers. Hier erfahren die Bewohner:innen Wertschätzung, empfangen Post, können Kinderwagen abstellen. Die Foyers sind Dreh- und Angelpunkt des Neubaus. Bewohner:innen begegnen sich, Gäste warten, Passant:innen können einen Blick in den Innenraum werfen. So fungieren die Foyers auch als Verbindung des urbanen und privaten Raums.
Zeitgenössische Wohnqualität misst sich mitunter am Angebot von Gemeinschafträumen, Fahrradabstellfläche, Funktionalität der alltäglichen Abläufe: Die Fahrräder können, erreichbar über eine Fahrradrampe - geschützt im UG abgestellt werden oder auch vor den Hauseingängen, wenn es mal schnell gehen muss. Zehn PKW finden erdgeschossig im Süden des Blocks Platz, unter dem Neubau. Dadurch ersparen wir uns aufwendige Rampenbauwerke und unwirtschaftliche Tiefgaragen. Gleichzeitig trägt auch diese Maßnahme zu Durchlüftung und Öffnung des Blocks bei. Um keine unschöne Parkhausatmosphäre aufkommen zu lassen, schlagen wir analog zu den Eingangstoren eine begrünte offene Holzstruktur als Schirm vor.
Die freifinanzierten Wohnungen sind von West nach Ost durchgesteckt. Alle Wohnungen verfügen über einen großen Balkon oder eine Dachterrasse zum Innenhof, sowie über Abstellflächen im Untergeschoss. Die geförderten Wohnungen sind im südlichen Gebäudeteil als kompakter 5-Spänner organisiert. Jede Wohnung verfügt über eine Loggia. Auf dem Dach ist eine Dachterrasse zur gemeinschaftlichen Nutzung vorgesehen. Als verbindende Räume für alle Bewohner:innen schlagen wir ein Gemeinschaftsbüro und eine Terrasse im Hof vor.
Die Kita wird vom Platz im Nordwesten unter einem Vordach erschlossen. Sie verfügt über einen großzügigen Eingangsbereich aus Foyer und angrenzendem Mehrzweckraum, von dem aus Kinder wie Eltern Überblick über die ganze Kita haben. Der Eingangsbereich verbindet ideal zwischen privatem Außenbereich der Kita im Hof und dem öffentlichem Spielplatz.
Gestalt und Dimension der Gebäude verbinden sich durch Rücksprünge und Versätze mit dem Maßstab der Umgebung, Die Häuser gewähren gleichzeitig hohe Effizienz durch größere Gebäudetiefe und weniger, dafür aber großzügigere Treppenhäuser.
Das gekachelte Erdgeschoss sowie die Fassade aus vorgehängten, hinterlüfteten Aluminium-Wellen unterstreichen die Wertschätzung der innerstädtischen Lage. Während die Kacheln als kleinteiliges, haptisches Material Nahbarkeit und Wertigkeit vermitteln, weist die hinterlüftete Welle wirtschaftlich und bauphysikalisch hervorragende Eigenschaften auf und kann vollständig recycelt werden. Die leicht bewegte Oberfläche in Weißaluminium, reflektiert sanft Licht und Schatten.
Innen sind die zur Konstruktion verwendeten Materialien Holz und Stahlbeton weitestgehend sichtbar und tragen dazu bei, dass Nutzer:innen das Gebäude intuitiv verstehen und sich mit dem Haus identifizieren.
Die Tiefe der Balkone erklärt sich mit dem Vorsprung der KiTa im Erdgeschoss, auf welchen diese abgestellt sind. Die Balkone prägen die Fassade zum grünen Innenhof und bieten den zukünftigen Bewohner:innen ein Platz in den Bäumen.
Die Tore in den Durchgängen vervollständigen die städtebauliche Figur, den Schluss des Blocks. Die Tore geben den Blick auf den grünen Hof frei, sind aber eindeutige Abgrenzung zwischen Stadt- und Privatraum.
Das Gebäude ist als Holz-Hybridbau konzipiert. Außenwände und Decken sind als innenseitig sichtbare Brettsperr- oder Brettschichtholzbauweise geplant, Treppenhäuser und Untergeschoss aus Stahlbeton. Wir sehen den Abtrag des Bestands-Untergeschosses vor. Möglichkeiten, dort gewonnene Materialien bei Neubau von Gebäude oder Hof zu nutzen, werden planungsbegleitend untersucht.
Während der konventionellen Erstellung des Untergeschoss sowie der Treppenhäuser werden die Außenwände -möglichst inklusive Fassaden- und Decken in Holzbauweise vorgefertigt, dann sehr schnell montiert [hohe Präzision, Arbeit in Schichtbetrieb möglich]. Somit ist der „Rohbau“ innerhalb einiger Wochen abgeschlossen, wo noch notwendig folgen Ausbauarbeiten vor Ort.
Die Spannweiten, Fenstergrößen und Durchbrüche sind - den Materialien Holz und Stahlbeton entsprechend- effizient. Die Bäder werden vorzugsweise als installierte Raummodule vollständig vorgefertigt. Diese bewährte Methode spart Zeit auf der Baustelle und ist weniger fehleranfällig. Zudem verfügen die Bäder über eine zweite, redundante Bauteilabdichtung inklusive visuellen Kontroll-Abläufen. Dadurch werden Leckagen auch in der Nutzungsphase sofort entdeckt und lokalisiert. So können wir kostspieligen Instandsetzungen entgegenwirken und erhöhen die Robustheit der Gebäude um ein Vielfaches.
Die Fassaden sind hinterlüftet mit vertikaler Aluminium-Welle bekleidet, im Erdgeschoss mit Kacheln. Somit sind die Gebäude einfach sortenrein demontierbar, die Materialien können sortenrein wiederverwendet werden. Wir sehen wartungsfreie Holz-Alu-Fenster mit außenliegendem Sonnenschutz [Textil] vor.
Die Dächer sind partiell als Dachterrasse ausgebildet, auf den übrigen Flächen als Retentionsdach mit extensiver Begrünung zur Verbesserung des urbanen Mikroklimas sowie zur Rückhaltung des Niederschlagswassers. Eine Einbau von PV- Elementen ist jederzeit möglich.
Bereits die Erhöhung der Effizienz sowie der Nutzungsdauer gegenüber den Bestand ist eine nachhaltige Maßnahme. Die Konstruktion des Gebäudes in Holzhybridbauweise nutzt den CO2-Speichereffekt des Holzbaus (Holz entzieht der Atmosphäre CO2 während der Fotosynthese und speichert es im Material ein, dieses wird erst nach Verbrennung oder Zersetzung des Holzes freigegeben]. Die Holz-Beton-Hybrid Konstruktion wird so ausgebildet, dass sie weitestgehend mit Handwerkzeugen demontiertbar ist. Die durch Vorfertigung verkürzte Bauzeit schont das städtische Umfeld, erhöht die Effizienz auf der Baustelle und damit emissionsintensive Arbeiten vor Ort.
Die Kita-und Gewerberäume sind drittverwendungsfähig und somit ein organisatorischer Beitrag Nachhaltigkeit durch Flexibilität.
Die Wohnungen selbst können durch simple Eingriffe schrumpfen oder wachsen – wenn die Nachbarn mitspielen.
Ziel des Energie- und Nachhaltigkeitskonzepts ist die Entwicklung ökologisch und ökonomisch optimierter Gebäude, welche hohe Komfort und Behaglichkeitsansprüche erfüllen, niedrige CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus verursachen, günstig und robust im laufenden Betrieb funktionieren und damit nachhaltig sind. Der kompakten Baukörper zeichnen sich durch ein günstiges A/V Verhältnis, sowie einem hohen baulichen Wärmeschutz aus, welcher die Forderungen des GEG erfüllt bzw. unterschreitet.
Alle Fenster sind als Dreifachverglasung geplant, wobei auf eine hohe Tageslichttransmission geachtet wird. Ziel ist es einen hohen Wärmestandard zu erreichen und gleichzeitig die solaren Gewinne im Winter zu nutzen. Der sommerliche Komfort wird im Wesentlichen über einen effizienten, außenliegenden Sonnenschutz, sowie über gute natürliche (Nacht-) Durchlüftung realisiert. Durch den umfangreichen Einsatz von Holz können in den Bauwerken etwa 2.000 Tonnen CO2 gebunden werden. Durch diese Speicherung des CO2 im Holz und der gleichzeitig stark reduzierten Verwendung von Beton kann die Gesamtgebäudebilanz deutlich verbessert werden.
Die konzeptionelle Trennung von Bauteilen unterschiedlicher Lebenserwartung hat maßgeblichen Einfluss auf die mögliche Nutzungsdauer eines Bauwerks.
Aufgrund des hohen Dämmstandards, der thermischen Speichermasse und der passiven Ausnutzung der solaren Gewinne, ist der Heizwärmebedarf äußerst gering. Gebäude mit dieser thermischen Qualität haben erst bei weniger als ca. 5 °C Außentemperatur einen Heizwärmebedarf. Die
Beheizung der Wohnungen erfolgt durch Fußbodenheizungssysteme, die Wärme hauptsächlich durch Strahlung übertragen und aufgrund ihrer niedrigen Verteiltemperaturen energieeffizient sind und darüber hinaus auch zukünftige Wärmeerzeugungskonzepte zulassen. Die Warmwasserbereitung erfolgt über Frischwasserstationen. Die Gebäude sind für die Nutzung der Fernwärmequelle ausgerüstet. Es kann eine passive Kühlung, über durch Geothermie zur Verfügung stehende Kühle, über die Fußbodenheizung installiert werden.
Alle Wohnungen verfügen neben offenbaren Fenstern zusätzlich über eine mechanische Abluft im Bad, um präventiv Feuchteprobleme zu verhindern. Die Wohnungsgrundrisse erlauben eine effiziente Querlüftung z.B. auch zur Nachtluftspülung.
Photovoltaik kann auf den Retentionsgründächern aufgeständert werden, es steht viel Dachfläche zur Verfügung. Sie dient der Erzeugung von regenerativem Strom, welcher als Eigenstrom in den Gebäuden verbraucht wird. Stromüberschüsse können in Carsharing, Elektromobilen und E-Bikes gespeichert werden.
Der sparsame Umgang mit Trinkwasser und das Management des Regenwassers wird in Zukunft zunehmend an Bedeutung gewinnen. So wird das Regenwassers aufgefangen und für die Bewässerung der Grünflächen und der Fassadenbegrünung verwendet. Dachflächen werden als Retentionsgründach ausgebildet. Die Verdunstungskühle des Regenwassers verbessert das städtische Mikroklima im Sommer.