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SchließenEin afrikanisches Sprichwort lautet: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Wenn´s so einfach wäre, könnten doch alle auf´s Dorf ziehen und die Sache wäre geritzt.
Was aber, wenn das Dorf keine Option ist. Weil dort an Diversität, Infrastruktur und Gemeinschaft fehlt? Oder wenn man schlicht und ergreifend lieber in der Stadt wohnen möchte? Wie sichert man Gemeinschaft im urbanen Raum? Wie schafft man Gemeinschaft und wahrt gleichsam Privatsphäre und Individualität?
Für unseren Ansatz IN DÖRP haben wir über die Eigenschaften dörflichen Zusammenlebens gesprochen. Um die klar vorhandenen Vorzüge und Potenziale bereitzustellen, bietet IN DÖRP Raum für eine Baugemeinschaft mit gemischter Altersstruktur und sehr vielfältigem Bedarf an Wohnfläche. Das hier beispielhaft entworfene Haus kann große und kleine Wohnungen gleichzeitig erschließen. Es kommt im Falle größerer Wohneinheiten mit einer innenliegenden Erschließung aus. Bei mehreren kleineren Einheiten wird die hofseitige Balkonzone zum Laubengang befördert und erschließt eine Vielzahl kleiner Apartments. Dabei kann die Erschließung auf jeder Etage unterschiedlich sein.
Das Gebäude basiert auf der strikten Einhaltung eines Rasters, welches in Kombination mit einer flexiblen Erschließung sowohl den status quo bedient als auch auf sich ändernde Situationen reagieren kann. So können Singles zu Paaren, Paare zu Familien werden und umgekehrt. Wohngemeinschaften können wachsen und schrumpfen. Im Erdgeschoss und der ersten Etage befinden sich Atelierwohnungen als Maisonettes, sodass die Vorzüge des ebenerdigen Wohnens genauso zu haben sind wie die Verbindung von Wohnen und Arbeiten in einer Einheit. Andernorts aufwendiges Nesting-Wohnen [bewährt bei Patchwork-Familien] ist einfach möglich. Es gibt einen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss sowie eine gemeinschaftliche Dachterrasse. Im Hof sind Möglichkeiten zum Spielen angebracht oder werden in Eigenarbeit erstellt. Fahrräder werden im Hof oder im Gebäude abgestellt und geladen.
Die Wohnungen sind alle mindestens von zwei Seiten her belichtet und verfügen über eine Loggia oder einen Balkon. Alle Wohnungen sind barrierefrei zugänglich. So offen und frei die Gemeinschaftsflächen ausgebildet sind, so privat und individuell sind die Wohnräume.
Das Gebäude wird in Holz-Hybridbauweise errichtet. Durch den Einsatz von Holz entzieht man der Atmosphäre CO2 und lagert es in der Konstruktion ein.
Wir haben sehr viel Erfahrung mit Holzbau und mit Baugruppen sammeln können. Wir planen robusten Holzbau. Robust bedeutet, alle Elemente sind sortenrein rückbaubar, die Konstruktionen einfach zu reparieren. Wir verzichten auf geklebte Verbindungen und Silikone und wahren so die Qualität der Raumluft. Die Führung von Zu-, Ab- und Grauwasserleitungen konzentrieren sich auf Bereiche, die durch eigens entwickelte Methodik simpel überwacht werden können. So bleibt keine Leckage [def. Wasch- oder Spülmaschine…] unbemerkt. Für die Einhaltung des Schall- und Feuchteschutzes greifen wir zurück auf oft bewährte Detaillösungen.
Das Energiekonzept wird zu Projektbeginn gemeinsam mit der Baugruppe aufgestellt und bedient sich lokal verfügbaren Energien [Geothermie, Windkraft, Nahwärme]. Zusätzliche Kühlung ist dank ausgeklügeltem Materialeinsatz, Gebäudehülle und Sonnenschutz nicht notwendig. Unsere sehr enge Zusammenarbeit mit den Ingenieur:innen hat sich hier vielfach bewehrt.
Gemeinschaftsräume, Privatsphäre, Einhaltung der Normen, Rückbaubarkeit, Resilienz und Nachhaltige Bauweise allein reichen aber nicht aus für einen gelungenen, zeitgenössischen Beitrag. Animal Aided Design wird in die Fassade gestalterisch wie technisch integriert: Die rythmische Anordnung sog. Nistklinker ergibt eine Art belebtes Ornament. Die Klinkerfassade partiell mit immergrünen Ranken versehen und verbessert so das städtische Mikroklima.