GFZ
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Wer reißt eigentlich heute noch Häuser ab? Kann das nachhaltig sein? Funktionale Einschränkungen des Bestandes, restriktive Vorgaben aus Bau- und Planungsrecht für den Neubau und schadhafte Bausubstanz rechtfertigen den Abriss im Fall von Haus Nummer 43. Wie kann der Neubau des Geoforschungszentrums trotzdem glaubhaft nachhaltig gebaut werden? Wie kann der Einsatz grauer Energie verringert werden? Wir schlagen vor, Material des Bestandes wiederzuverwenden: Mauersteine werden zu Brüstungen und Treppenkernen. Wir nutzen den Keller des Bestandgebäudes als Umweltwärmequelle im Winter und Kältequelle im Sommer. Die Ökobilanz wird durch den Einsatz von Holz als Konstruktionsmaterial weiter verbessert. Ein smartes Low-Tech Konzept ergänzt den Ansatz. Es bliebe zu untersuchen, ob die Archivräume des Neubaus, nach Schließung der Tiefgaragenzufahrt, nicht im Dead End der Tiefgarage untergebracht werden könnten. So könnte vollständig auf den Bau eines Untergeschosses verzichtet werden, was sich zusätzlich positiv auf die Energiebilanz und die Wirtschaftlichkeit auswirken würde.
+75,90, +74,20, +72,20. Wir befinden uns am Telegrafenberg und sind mit Topografie befasst. Der Entwurf nutzt bei ebener Bodenplatte und Ausnutzung der maximalen Bruttogeschossfläche, die Eigenheit des Ortes.
Brüstungen fangen das Gelände dort ab, wo es ansteigt, und geben den Räumen dahinter ihren besonderen Charakter. Tiefe Fenster lassen die Räume dort, wo der Boden innen und außen auf einer Höhe liegt, ineinanderfließen. Landschaft und Gebäude verschmelzen. Die Anschlüsse an die Anlieferung und die Verbindungsbrücke zu Haus G gelingen mittels Treppe und Aufzug.
Von Toranlage und Pförtnerhaus kommend, ist das GFZ auf dem Telegrafenberg prominent gelegen. Durch seine transparente Fassade öffnet es sich zur Straße. Das Erdgeschoss wird durch seine Höhe sowie durch die hinter dem Gebäude ansteigende Topografie als repräsentative Kommunikationsebene inszeniert.
Die Holzkonstruktion strahlt nach Außen und steht für das Bekenntnis des GFZ zur Nachhaltigkeit.
Die wiederverwendeten Ziegel und die Farbigkeit nehmen sowohl Bezug zum historischen Bestand als auch zu den übrigen Gebäuden des GFZ auf, ebenso die differenzierte Detaillierung der Fassade. Von Haus G bergab gesehen leiten die gerundete Gebäudeecke des Neubaus und der Platz zum zentral gelegenen Eingang. Der Einblick in das Gebäude weitet sich.
Besucher:innen werden vom großzügigen Foyer- und Ausstellungsbereich, der sich über die gesamte Gebäudebreite erstreckt, in Empfang genommen. Sitzgelegenheiten und Empfangstresen entwickeln sich aus den Fassaden-Brüstungen und als Teil der Architektur mitgedacht. Die Obergeschosse werden primär über das westliche Treppenhaus erschlossen. Von oben einfallendes Licht inszeniert den markant gerundeten Treppenraum. Im zweiten Obergeschoss schließt der Übergang zu Haus G an. Die Treppe wird so zum Begegnungsort aller Mitarbeiter.
Das zweite Treppenhaus am östlichen Gebäudeende liegt im Außenraum. Es wird als zusätzliche Erschließung genutzt und bietet bei warmen Temperaturen eine atmosphärische Ergänzung im Grünen.